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Einen allgemeinen gesetzlichen Anspruch auf finanzielle Förderungen des betrieblichen Gesundheitsmanagements gibt es leider nicht. Entschließt sich ein Unternehmen dazu, BGM-Maßnahmen zu ergreifen, gilt es, die entsprechende Kostenplanung mit den eigenen Ressourcen abzugleichen und gegebenenfalls auf alternative Finanzierungsmöglichkeiten zurückzugreifen. Wir zeigen, welche Möglichkeiten zur BGM Finanzierung es gibt und wie Unternehmen von der Zusammenarbeit mit Krankenkassen oder steuerlichen Entlastungen profitieren können.
Wo entstehen Kosten?
Ist der Entschluss gefasst, aktiv in die Mitarbeitergesundheit zu investieren, beginnt die Planungsphase des BGM. Allein dadurch entstehen schon die ersten internen Kosten. Denn die Mitarbeiter*innen, welche für die Planung und Umsetzung der Maßnahmen verantwortlich sind, wenden entsprechend Arbeitszeit auf und Personalkosten entstehen. Zudem müssen bei Durchführung der Maßnahmen Arbeitnehmer*innen häufig für Workshops, Check-ups oder diverse andere Projekte freigestellt werden, wenn diese während der Arbeitszeit angeboten werden (was die Teilnehmeraktivierung grundsätzlich erhöht). Auch wenn es hier in erster Linie nicht um direkte Kosten handelt, sollten diese Aspekte bei der Kalkulation nicht außer Acht gelassen werden.
Es entstehen jedoch auch direkte Kosten. Denn hinter den jeweiligen Workshops, Vorträgen oder Events stecken in der Regel externe Dienstleister*innen, die bezahlt werden müssen. Auch die Finanzierung der Räumlichkeiten oder Transportmittel, die für die Umsetzung diverser Maßnahmen unter Umständen benötigt werden, sollte schon zu Beginn bedacht werden.
Oftmals sind es jedoch nicht nur die aufwändigen Maßnahmen, die schnell teuer werden können. Beispielsweise ist schon die Anschaffung neuer ergonomischer Büromöbel meist recht kostenintensiv.
Beim betrieblichen Gesundheitsmanagement müssen einige Kostenfaktoren berücksichtigt werden. /fizkes
Lohnt sich BGM trotzdem?
Die Liste der Kosten eines betrieblichen Gesundheitsmanagement mag zunächst lang erscheinen. Zweifel sollten aber dennoch nicht aufkommen. Denn BGM Maßnahmen zahlen sich aus. Wenn auf die Mitarbeiter*innen und ihre Gesundheit geachtet wird, fallen diese auch seltener aufgrund von Krankheiten aus. Außerdem steigert das BGM die Mitarbeitermotivation enorm. Erkennen die Mitarbeiter*innen, dass man sich um sie sorgt erhöht das ihre Effizienz und sogar die allgemeine Arbeitsmoral im Unternehmen.
Auch wenn die Kostenrechnung auf den ersten Blick nicht danach aussehen mag, tragen BGM Maßnahmen langfristig zum Erfolg des Unternehmens bei und rechnen sich. Das zeigen auch aktuelle Studien zum ROI von BGM.
Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es?
Um den Mitarbeiter*innen also ein umfangreiches BGM bieten zu können, benötigt man die finanziellen Mittel dazu. Es gibt dafür einige Finanzierungsmöglichkeiten, welche unterstützend in Anspruch genommen werden können:
Krankenkassen sind eine mögliche Anlaufstelle, um Förderungen für die betriebliche Gesundheitsförderung zu erhalten. Diese sind nach Paragraf 20 des Sozialgesetzbuches dazu verpflichtet, im Rahmen der Prävention und der Gesundheitsförderung Maßnahmen anzubieten oder diese finanziell zu unterstützen. Nachfragen lohnt sich hier also in jedem Fall, auch wenn die Krankenkassen nicht alle Maßnahmen zu vollem Maße unterstützen können. Eine Orientierung bezüglich der inhaltlichen Gestaltung der möglichen Maßnahmen liefert der GKV-Leitfaden Prävention.
Eine weitere Anlaufstelle ist der Europäische Sozialfonds, der BGM Maßnahmen kleiner und mittlerer Unternehmen unterstützt. Hier ist jedoch zu beachten, dass die Förderungen nur ausgezahlt werden, wenn das jeweilige Unternehmen sich schon zu Beginn der BGM Maßnahmen um diesen Zuschuss bewirbt. Informieren zahlt sich also aus.
Eine andere mögliche Entlastung hinsichtlich der BGM Finanzierung stellen die Steuerersparnisse dar. Hier erhält man als Arbeitgeber*in zwar nicht zusätzliche finanzielle Mittel, aber dennoch handelt es sich hierbei um einen hilfreichen Tipp. Durch die Investition in gesundheitliche Maßnahmen wird den Unternehmen ein Steuerfreibetrag von 600€ pro Mitarbeiter*in gewährt.
Schließlich können auch die Berufsgenossenschaften um Unterstützung gebeten werden. Zwar haben diese keinerlei gesetzliche Verpflichtungen, solche Maßnahmen zu finanzieren, unter Umständen ist das dennoch möglich. Diese können dem Unternehmen außerdem in Form von Beratungen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Gleiches gilt für die Deutsche Rentenversicherung, die als Ansprechpartner rund ums Thema BGM zur Verfügung steht. Zudem wird darüber das Programm RV Fit angeboten, das speziell für Berufstätige mit ersten gesundheitlichen Einschränkungen entwickelt wurde. Nach erfolgreichem Antrag durch die Arbeitnehmer*innen sind diese für die Startphase und eine Auffrischung durch das Unternehmen freizustellen (inkl. Entgeltfortzahlung), die restlichen Kosten für die Maßnahmen trägt dann aber die Rentenversicherung.
Auch das Anbieten einer betrieblichen Krankenversicherung (bkV) kann sich für Arbeitgeber*innen lohnen, die eine Ergänzung zur jeweiligen gesetzlichen Krankenversicherung darstellt und etwaige Versorgungslücken im gesetzlichen Versicherungsschutz schließt. Als Ergänzung zu anderen Initiativen des BGM können Arbeitnehmer*innen dabei aus einer Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen, wie beispielsweise Präventionsangeboten oder Zahnbehandlungen, wählen. Steuerlich wird das Anbieten einer betrieblichen Krankenversicherung unterstützt. So gilt seit 2019 gilt die bKV wieder als Sachbezug. Das heißt: Ist dieser von Unternehmen bezahlte Benefit im Arbeitsvertrag enthalten, können Firmen Gruppenverträge für ihre Mitarbeiter*innen oder einen Teil davon abschließen, bei denen die Pro-Kopf-Prämie bis zu 44 Euro monatlich betragen darf, ohne dass hierauf Lohnsteuer oder Sozialversicherungsbeiträge anfallen.
Es gibt viele Unterstützungsmöglichkeiten bei der BGM Finanzierung. /Flamingo Images
Fazit
Damit ein BGM nachhaltig in die Unternehmensstrategie eingebettet werden kann, sollte die Finanzierung gleich zu Beginn in die Planung einfließen und entsprechend berücksichtigt werden. Verantwortliche tun gut daran, sich im Vorfeld zu informieren, welche Zuschüsse und Finanzierungsmöglichkeiten ihnen für das Vorhaben zur Verfügung stehen. Mit dem richtigen Konzept und einem Finanzierungsplan steht der erfolgreichen Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements dann nichts mehr im Wege und kann sich mit den richtigen Zuschüssen sogar doppelt lohnen.