Psychische Belastungen am Arbeitsplatz - Das müssen Arbeitgeber wissen

Fast jeder Arbeitnehmer kommt täglich mit psychischen Belastungen am Arbeitsplatz in Berührung. Diese können sich positiv, aber auch negativ auf unseren Körper auswirken. Alles, was man darüber wissen muss, wird hier erklärt.

Ausnahmslos jeder Arbeitnehmer kennt psychische Belastung in seinem beruflichen Umfeld. Meistens ist man sich dessen überhaupt nicht bewusst. Doch nicht alleine die Mitarbeiter sind damit im Arbeitsalltag vertraut. Auch Arbeitgeber kommen mit psychischer Belastung täglich in Berührung.

Auf den ersten Blick klingt das Wort 'psychische Belastung' missverständlich. Deshalb muss man an dieser Stelle genau differenzieren. Grundsätzlich ist die psychische Belastung am Arbeitsplatz zunächst ein neutraler Begriff.

Letztlich muss man sie mitunter als etwas Positives werten. In einem Arbeitsumfeld ohne jegliche psychische Belastung hätten die Mitarbeiter keinen Anspruch mehr an sich selbst. Die anfallenden Aufgaben würden sie vernachlässigen und statt nützlichem Arbeitselan herrschte monotone Antriebslosigkeit vor.

Unter solchen Umständen wären die Arbeitnehmer in ihrem Beruf schlicht unterfordert. Darum ist diese Form von Stress als Motivator für gute berufliche Leistungen sogar durchaus erstrebenswert, solange sie dabei in einem gewissen Rahmen bleibt. Überschreitet sie das normale Niveau, können die Konsequenzen weitreichend sein.

1.Wie definiert man den Begriff 'psychische Belastung' ?

Eine psychische Belastung tritt bei sehr hohem Stressniveau auf.                       Shutterstock.com / REDPIXEL.PL

Zwischen einem normalen Stressniveau und einer Überlastung liegt oftmals ein sehr schmaler Grad. Folglich kann eine psychische Belastung leicht in eine Überbelastung umschlagen. Zudem hängt diese Frage von den jeweiligen individuellen Belastungsgrenzen ab:

Was der eine Arbeitnehmer als positiven Stress empfindet, kann den anderen bereits überfordern. In manchen Fällen leiden alle Mitarbeiter gleichermaßen unter zu hohen Anforderungen auf der Arbeit. Darüber hinaus ist eine psychische Belastung mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden.

Unter anderem gilt sie aus Auslöser für psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen sowie für Depressionen. Das Erschöpfungssyndrom Burnout kann sie ebenfalls verursachen. Überdies lassen sich Kündigungen vielfach auf eine zu große psychische Belastung auf der Arbeit zurückführen.

2.Worin liegen die Risikofaktoren für eine psychische Überlastung?

Es gibt verschiedene Ursachen für eine psychische Überbelastung.                   Shutterstock.com / Monkey Business Images

Als potentielle Ursachen für eine psychische Überlastung kommen verschiedene Einflüsse infrage. Ein gleichbleibend hoher Geräuschpegel, permanenter Personalwechsel, häufiger Kontakt mit fremden Personen, sowie unregelmäßige Arbeitszeiten (Schichtdienst) stellen Risikofaktoren dar.

Besonders gefährlich ist eine Kombination aus mehreren dieser widrigen Umstände. Vor allem in Großraumbüros treten solche Bedingungen gehäuft auf.

Aber auch im Einzelhandel oder im erzieherischen Bereich liegt eine erhöhte Gefahr für negative psychische Belastungen vor.

3.Was sind die typischen Signale für eine zu intensive psychische Belastung?

Eine zu hohe psychische Belastung kann sich auf vielfältige Weise ausdrücken. Ein allgemeingültiges Muster gibt es daher in der Regel nicht. Viele Betroffene klagen über Demotivation sowie über wachsende Arbeitsunlust. Andere werden aufgrund von körperlichen Symptomen bei ihrem Hausarzt vorstellig. Eine weitere Gruppe zieht sich im privaten Umfeld zurück (soziale Isolation).

4.Die Rolle des Arbeitgebers

Der Arbeitgeber muss dafür sorgen, die psychisches Belastung zu unterbinden. Shutterstock.com / chalermphon_tiam

Der Arbeitgeber ist zum Unterbinden von psychischer Überlastung verpflichtet. Dazu fordert ihn das Arbeitsschutzgesetz auf. Jeder Arbeitgeber muss die Umstände am Arbeitsplatz regelmäßig beurteilen. Daran erkennt er, wo genau konkreter Verbesserungsbedarf vorliegt.

Ein sicheres Arbeitsumfeld hat oberste Priorität. Im Übrigen hat die Anzahl an Mitarbeitern darauf keinen Einfluss. Dasselbe gilt für die Größe des Betriebs. Beim Unterlassen förderlicher Maßnahmen macht sich ein Arbeitgeber hingegen strafbar.

5.Was kann der Arbeitgeber aktiv dagegen tun?

Der Arbeitgeber muss eine Überlastung vorbeugen.                                           Shutterstock.com / Sunti

Es ist die Aufgabe eines Arbeitgebers, die Gefahr einer Überbelastung weitestgehend gering zu halten. Als Arbeitgeber kann man bereits im Vorfeld präventiv vorgehen. Somit lässt sich eine psychische Überlastung häufig rechtzeitig verhindern. Regelmäßige Mitarbeitergespräche sowie Qualitätskontrollen tragen einen wichtigen Teil zu einem angenehmen Arbeitsklima bei. Weitere vorbeugende Maßnahmen wären entsprechende Schulungen oder Anti-Mobbing-Programme. Gegebenenfalls bezieht der Arbeitgeber Berater von außerhalb mit ein.

Weiß der Vorgesetzte von zu hohen psychischen Belastungen bei einem oder mehreren Mitarbeitern, sollte er diese Kenntnis auf jeden Fall ernst nehmen.

Zunächst wäre ein persönliches Gespräch unter vier Augen sinnvoll. Hierbei bekommt der überlastete Arbeitnehmer die Gelegenheit, seine Situation zu schildern. Die anschließenden Lösungsansätze hängen von der jeweiligen Konfliktsituation ab. Unter Umständen betreffen sie nur einzelne Personen. Der Arbeitgeber muss die Maßnahmen anschließend dokumentarisch festhalten.

6.Fallbeispiele für negative psychische Belastungen

Verschiedene Fälle lösen psychische Belastungen aus.                                        Shutterstock.com / Tero Vesalainen

An dieser Stelle folgen einige Fallbeispiele für negative psychische Belastungen. Anschließend erscheinen Ratschläge zur Lösung der vorliegenden Situationen.

Fall 1:

Ein Mitarbeiter fängt in einer Abteilung neu an. Bislang ist er noch nicht ausreichend mit den Aufgaben vertraut. Aus diesem Grund fühlt er sich den Anforderungen nicht gewachsen. Er empfindet die neuen Umstände als negative psychische Belastung.

Fall 2:

Aus einem geringfügigen Konflikt zwischen zwei Kollegen wurde Mobbing am Arbeitsplatz. Die Streitigkeiten wirken sich bereits auf bislang unbeteiligte Mitarbeiter aus. Einer der beiden Kollegen hat angekündigt, dass er den Betrieb wegen der Mobbing-Angriffe verlassen will. In der letzten Zeit war er wiederholt krankgeschrieben. Nicht nur für ihn stellt das Arbeitsklima eine negative psychische Belastung dar.

Fall 3:

In einer Firma ist Arbeit in unterschiedlichen Schichten üblich. Seit Kurzem setzt der Schichtdienst einem Mitarbeiter sehr zu. Seine Arbeitszeiten fallen so gut wie immer auf die Abend- und Nachtstunden. Während der Schichten bringt er deshalb schlechtere Leistungen als gewohnt. Auch hier hat sich eine positive Belastung negativ entwickelt.

Fall 4:

Seit Kurzem fehlt in der Buchhaltung ein Mitarbeiter wegen Krankheit. Die liegengebliebene Arbeit fällt seinen beiden Kollegen zu. Ihnen wird der zusätzliche Arbeitsaufwand schon bald zu viel. Dies führt zu einer negativen psychischen Belastung.

Fall 5:

Ein fähiger Mitarbeiter hätte gute Aussichten auf eine berufliche Weiterbildung. Er selbst sieht darin für sich allerdings keinen Bedarf. Seine bisherigen Aufgaben füllen ihn nämlich aus. Dennoch macht man ihm Druck, sich weiter zu qualifizieren. Diesem negativen Stress kann er nicht mehr lange standhalten.

7.Wie kann man die Arbeitsbedingungen (wieder) optimieren?

Arbeitgeber müssen angemessen reagieren.                                                       Shutterstock.com / SFIO CRACHO

Als Arbeitgeber muss man auf diese Situationen angemessen reagieren. Die Konfliktlösung passiert nicht von selbst, sondern erfordert eine sinnvolle Lösung.

Fall 1:

Hier kann man schon im Vorfeld präventiv handeln. Dem Wechsel in die andere Abteilung geht ein gründliches Einarbeiten voraus. Erst wenn der Mitarbeiter sich dazu in der Lage fühlt, fängt er geschlossen im neuen Aufgabenfeld an. Für den Anfang teilt man ihm einen bereits erfahrenen Kollegen als Hilfe zu.

Fall 2:

Rechtzeitiges Intervenieren bei Mobbing ist die Pflicht jedes Arbeitgebers. Zunächst bittet er beide Kollegen um ein Gespräch. Dabei sollte er sie bei der Beendigung ihres Konflikts unterstützen. Es geht um die Wiederherstellung eines respektvollen Umgangs. Gleichzeitig betont der Arbeitgeber, dass er Mobbing keineswegs toleriert. Dennoch sollte er dem 'kündigungswilligen' Kollegen Verständnis zeigen. Besteht das Mobbing weiterhin, kann das Ausscheiden des Mobbers aus dem Betrieb mitunter ratsam sein.

Fall 3:

Der Arbeitgeber teilt dem Nachtschichtarbeiter in Zukunft öfter Schichten am Tag zu. Alternativ empfehlen sich kürzere Schichten oder entlastende Aufgaben. In diesem Fall können sich zudem Gleitzeiten begünstigend auf das Stressniveau auswirken.

Fall 4:

Ähnlich wie im erste Fallbeispiel kommt es hier wieder auf Vorbeugung an. Die beiden übrigen Buchhalter erhalten durch einen dritten Kollegen Unterstützung. Gemeinsam teilen sie die Aufgaben des krankgeschriebenen Mitarbeiters gleichmäßig untereinander auf.

Fall 5:

Ständiger Druck von außen kann zu einer psychischen Überlastung führen.

In diesem Fall ist Sensibilität seitens des Arbeitgebers gefragt. Selbst wenn der Stress subjektiver Natur ist, besteht Handlungsbedarf. Anstelle von unausgesprochenem Zwang wäre ein einfaches Anbieten der Weiterbildung produktiver.

8.Schlusswort

Das Vorbeugen von psychischen Belastungen ist Aufgabe des Arbeitgebers.       Shutterstock.com / Jacob Lund

Solange sie in einem begrenzten Umfang vorhanden ist, stellt psychische Belastung auf der Arbeit eine erfolgsfördernde Bedingung dar. Dann ist von positiver psychischer Arbeitsbelastung die Rede. Aus dem anfangs sinnvollem Stress kann trotz dessen eine schädliche Überlastung entstehen.

Somit hat sich eine eigentlich positive psychische Belastung zu etwas Negativem entwickelt. In vielen Fällen verläuft dieser Prozess sehr langsam. Davon abgesehen betrifft eine psychische Überbelastung nicht immer jeden Mitarbeiter in gleichem Ausmaß.

Für umfassende Sicherheit im Betrieb ist jeder Arbeitgeber verantwortlich. Eine Vernachlässigung der Pflicht wäre ordnungswidrig. Um ein negatives Stressniveau frühzeitig zu erkennen, sollte der Arbeitgeber schon weit im Voraus eine Stressprävention durchführen. Das Vorbeugen beziehungsweise Unterbinden von gefährlichen, psychischen Belastungen ist Teil seiner Pflichten.

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