Darmkrebs - das kolorektale Karzinom

2021 jährt sich der Darmkrebsmonat März zum 20. Mal. Das nehmen wir zum Anlass, um einen der weitverbreitetsten Krebstumore genauer unter die Lupe zu nehmen.  Neben der Entstehung, Symptomatik und Therapie möchten wir dabei auch die Aspekte der Prävention näher beleuchten.

Mediziner nennen den im Volksmund bezeichneten Darmkrebs kolorektales Karzinom (Krebsgeschwulst). Unter diesem Begriff werden bösartige Tumore des Dick- und Mastdarm zusammengefasst. Diese Karzinome sind häufig, werden pro Jahr etwa 60.000 Mal neu diagnostiziert und machen damit bei der Frau die zweit- und beim Mann die dritthäufigste neue Tumordiagnose aus und stellen eine der häufigsten Krebstodesursachen beider Geschlechter dar. Im Darmkrebsmonat März widmen der Entstehung, Symptomen, Behandlung sowie präventiven Maßnahmen diesen Artikel. 

Entstehung

Die Tumorentstehung ist komplex und unterscheidet sich je nach entartetem Gewebe oder Organ. Bei der Mehrzahl aller Darmkrebsfälle geht deren Ursprung auf gutartige Neubildungen in der innersten Darmwandschicht zurück. Diese gutartigen Geschwulste aus der Schleimhaut treten im Darm sehr häufig als sogenannte Polypen auf und wölben sich in das Darmlumen vor. Häufig bleiben diese Darmpolypen harmlos, können sich allerdings auch zu einem bösartigen Karzinom entwickeln. Allerdings können auch flache Adenome (gutartige Geschwulste) vorkommen. Je nach Anzahl, Größe und Aufbau der Adenome, unterscheidet sich das Entartungs- und damit Darmkrebsrisiko.

Risikofaktoren

Ein nicht zu beeinflussender Faktor ist das Alter: Über 40 Jahren verdoppelt sich die Inzidenz etwa alle 10 Jahre. In 9 von 10 Fällen liegt das Erkrankungsalter über 55 Jahren, über 50 % aller Betroffenen sind bereits über 70, was sich auch auf die angebotenen Vorsorgeuntersuchungen auswirkt. 

Als negative Prädisposition gilt bereits eine nicht weiter analysierte Darmkrebs-Anamnese in der Familie. Für erstgradige Verwandte (Eltern, Geschwister, Kinder) verzeichnet man ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, wobei dieses noch höher ausfällt, wenn der Darmkrebsfall in der Familie vor dem 60. Lebensjahr des Betroffenen diagnostiziert wurde. Bei Karzinomen in der Verwandtschaft zweiten Grades (Großeltern, Enkel, Cousins/Cousinen etc.) liegt nur noch ein leicht erhöhtes Risiko vor.

Neben genetischen Faktoren wirkt sich auch der eigene Lebensstil auf das Darmkrebsrisiko aus. Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht/Adipositas und eine ungünstige Ernährung bergen Risiken. Wer sich ballaststoffarm und fettreich mit viel rotem und verarbeitetem Fleisch ernährt, trägt zur Risikoerhöhung bei. Erkrankungen, die ein erhöhtes Darmkrebsrisiko mit sich führen sind beispielsweise die kolorektalen Adenome (gutartige Neubildungen im Darm), die chronisch entzündliche Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn oder Diabetes mellitus Typ 2. Hilfreich hingegen sind körperliche Aktivität sowie der Verzicht von Alkohol und Nikotin. Auch eine gesunde Ernährung kann das Darmkrebsrisiko verringern. Hierzu sollten ausreichend Ballaststoffe (vor allem Getreide), wenig Fett und Fleisch, sowie reichlich Gemüse und Obst verzehrt werden

Symptome

Unglücklicherweise bleibt Darmkrebs meist relativ lange Zeit unentdeckt, da in der Regel keine auffälligen Frühsymptome auf die Erkrankung hindeuten. Mit zunehmendem Tumorwachstum und -größe, treten vermehrt relativ unspezifische Beschwerden auf, die durch ein kolorektales Karzinom verursacht sein können, jedoch nicht eindeutig darauf zurückzuführen sind. 

Patienten berichten häufig von plötzlich verändertem Stuhlgang, wie einem Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung (paradoxe Diarrhö) - ein relativ typisches Anzeichen von Darmkrebs. Weitere, den Stuhl betreffende Formveränderungen sind die sogenannten “Bleistiftstühle”, das bedeutet dünne, bandförmige Stuhlgänge. Besonders unangenehmen empfinden Betroffene auch ungewollte Stuhlabgänge, die im Rahmen einer Flatulenz auftreten. Auch Blutabgänge im Stuhlgang kommen vor. Diese können sowohl verborgen (“okkult”), als auch mit bloßen Auge sichtbar aufgelagert sein. Ein regelmäßiges Checken des Stuhls vor dem Spülen kann daher hilfreich sein. Dabei sollte angemerkt werden, dass nicht jede Blutbeimengung im Stuhlgang unweigerlich auf ein kolorektales Karzinom deutet. 

Als B-Symptomatik bezeichnet man relativ unspezifische Begleiterscheinungen, die sehr häufig im Zusammenhang mit bösartigen Krebserkrankungen auftreten. Dazu gehören Fieber, Nachtschweiß und ungewollter Gewichtsverlust trotz unveränderter Nahrungszufuhr.

Oft machen sich bei Tumorerkrankungen auch Leistungsminderung und Müdigkeit bemerkbar, der Allgemeinzustand ist insgesamt verschlechtert. Betroffene klagen vermehrt über Bauchschmerzen, meist krampfartig oder während des Toilettengangs, und berichten von übel riechenden Blähungen. In weiter fortgeschrittenen Stadien können die Raumforderungen von außen durch die Bauchwand tastbar werden und sogar durch die Darmwand brechen, sodass eine Bauchfellentzündung droht. Ein Darmverschluss ist ein weiteres, sehr schwerwiegendes Spätsymptom bzw. eine Komplikation, wenn ein großer Tumor durch Verengung die Darmpassage der zu verdauenden Nahrung verhindert.

Unklare SymptomeAuf Darmkrebs hindeutende Symptome werden häufig nicht erkannt, da sie sehr unspezifisch sind. / LightFieldStudios

Diagnostik

Vor der körperlichen Untersuchung wird der behandelnder Arzt viele relevante Informationen zur Krankheitsgeschichte, zu Risikofaktoren und zu Erkrankungen innerhalb der Familie sammeln. Allgemein gilt, dass bei länger als drei Wochen andauernden Stuhlveränderungen bei über 40 jährigen Menschen eine ärztliche Abklärung sinnvoll ist.

Bei der körperlichen Untersuchung kann ein Abtasten des Bauches eventuell vorliegende, tumorbedingte Verhärtungen lokalisieren. Bei der unbeliebten, aber sehr wichtigen digital-rektalen Untersuchung kann der Arzt mit seinen Fingern insbesondere tief sitzende Tumore möglicherweise bereits manuell ertasten. Etwa 10 % der kolorektalen Karzinome sind so bereits tastbar. Basierend auf einer Stuhlprobe kann ein Test auf verstecktes Blut erfolgen. Dabei kann allerdings nur das Vorhandensein von Blut im Stuhl bestätigt oder ausgeschlossen werden, während die Ursache und Lokalisation einer Blutung offen bleibt. Selbst Zahnfleischbluten kann ein positives Testergebnis mit sich führen, wohingegen ein negativer Test das Vorhandensein von Darmkrebs nicht sicher ausschließen kann. 

Als die wichtigste Untersuchung im Rahmen der Darmkrebs-Diagnostik und -Vorsorge gilt die Darmspiegelung (Koloskopie). Ein Facharzt untersucht dabei den Darm mittels eines rektal eingeführten Endoskops. Wichtig ist dabei, dass zuvor eine gründliche Darmreinigung erfolgt ist. Während dieser Untersuchung können außerdem kleine Gewebeproben entnommen werden, die im Anschluss per Mikroskop auf Veränderungen beurteilt werden. Daraus folgend kann die Diagnose sicher gestellt oder widerlegt werden. 

Alternativ stehen die Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) zur Beurteilung zur Verfügung. Bei Verwendung dieser Verfahren ist außerdem eine Beurteilung der Nachbarorgane und -gewebe möglich, wobei die Optionen von Gewebeprobeentnahme und Polypenabtragung nicht besteht. Aufgrund dessen ist eine anschließende Darmspiegel häufig dennoch notwendig.>

MRT als Diagnostik-MethodeEs können mehrere Untersuchungen nötig sein, um den Darmkrebs genau lokalisieren zu können. / diego_cervo

Therapie

Anhand der Klassifizierung des kolorektalen Karzinoms wird dieser in Stadien eingeteilt. Die einzuleitende Therapie orientiert sich dann am vorliegenden Stadium und dem vorab definierten Therapieziel. Darüber hinaus beeinflussen auch die Lokalisation des Tumors, der Allgemeinzustand sowie das Alter des Patienten die Therapieplanung. Die gute Nachricht vorab: Kolorektale Karzinome, die sich noch nicht als Fernmetastasen in anderen Organen gestreut haben, sind oft heilbar. 

Die zumeist erste und wichtigste Säule der Darmkrebstherapie bildet die operative Entfernung betroffener Darmabschnitte. Je nach Ausmaß und Lokalisation kann die Anlage eines vorübergehenden, künstlichen Darmausgangs (sog. Stoma) zum Schutz des Operationsgebiets notwendig sein.

Bei Darmkrebs im Dickdarm (Kolon) sollen in fortgeschrittenen Stadien möglicherweise bereits verstreute Tumorzellen durch eine unterstützende Chemotherapie abgetötet werden. Diese Therapieform erfolgt zusätzlich nach der Operation. Im Gegensatz dazu wenden Ärzte bei Karzinomen im Mastdarm (Rektum) bei fortgeschrittener Erkrankung eine Strahlen- oder kombinierte Strahlen- und Chemotherapie an. Diese erfolgt vor der Operation, da man versucht den Tumor vorab therapeutisch zu verkleinern und das spätere Rückfallrisiko zu reduzieren. Zusätzlich zur Chemotherapie steht beim Rektumkarzinom durch spezielle Antikörper eine Immuntherapie zur Verfügung.

Parallel kann bei Bedarf jederzeit eine passende Schmerztherapie und psychologische oder psychosoziale Hilfestellung eingeleitet werden, um den Therapieverlauf positiv zu beeinflussen. Sollte eine Genesung nicht mehr in Aussicht stehen, werden die behandelnden Ärzte eine palliative Therapie einleiten. Diese Therapieform umfasst alle tragbaren Maßnahmen, um Beschwerden zu verzögern und die verbleibende Lebenszeit zu verlängern.

Operation als BehandlungsmethodeDie operative Entfernung des Tumors ist ein essenzieller Bestandteil der Behandlung. / gpointstudio

Prognose und Nachsorge

Je nach Stadium und Operationsverlauf des Darmtumors wird nach einer Therapie ein individueller Plan zur Nachsorge für die folgenden fünf Jahre verfasst. In diesem Zeitraum erfolgen wiederkehrend Anamnesegespräche, körperliche Untersuchungen, Bestimmungen von Tumormarkern, Darmspiegelungen und Ultraschalluntersuchungen. Die Abstände zwischen den Untersuchungen werden innerhalb der fünf Jahre zunehmend größer, da die meisten Rezidive innerhalb der ersten beiden Jahre auftreten, sodass mit wachsendem zeitlichen Abstand zur Erstdiagnose auch das Rückfallrisiko sinkt. 

Die Prognose von Betroffenen hängt stark vom Stadium des Karzinoms bei Diagnosestellung, dem Erfolg der operativen Entfernung und dem Metastasenstatus ab. Leider ist nicht immer eine vollständige Heilung möglich. Je früher der Tumor erkannt wird, desto besser ist er behandelbar. Die sogenannte relative 5-Jahres-Überlebensrate (Anteil der Überlebenden nach 5 Jahren) liegt in Deutschland aktuell bei knapp über 60 % (grobe Schätzungen: Stadium I 95 %, Stadium II 90 %, Stadium III 65 %, Stadium IV 5 %).

Regelmäßige Darmkrebs FrüherkennungsuntersuchungJe früher Darmkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. / Pressmaster

Prävention

Da Darmkrebs leider keine frühzeitigen und nur sehr unspezifische Symptome zeigt, wird die Erkrankung häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, wenn die Heilungschancen bereits schlechter stehen. Genau aus diesem Grund ist es umso wichtiger Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen - vor allem dann, wenn bereits Risikofaktoren vorliegen. Ab einem Alter von 50 Jahren bezahlen Krankenkassen die gesetzliche Darmkrebsvorsorge für alle Menschen ohne ein erhöhtes Risiko. Es besteht die Option, den Stuhl auf verstecktes Blut prüfen zu lassen: Zwischen 50 und 54 Jahren besteht ein jährlicher Anspruch auf Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen. Noch genauere Ergebnisse liefert eine Darmspiegelung, bei der gegebenenfalls gleichzeitig auffällige Krebsvorstufen entfernt werden können. Männern ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren wird deshalb eine Darmspiegelung empfohlen, die bei unauffälligen Befunden nach 10 Jahren wiederholt werden sollte. Alternativ kann die jährliche (zwischen 50 und 54 Jahren) bzw. zweijährliche (ab 55 Jahren) Stuhluntersuchung erfolgen, falls die angeratene Darmspiegelung abgelehnt wird. Versicherte ab 50 erhalten weitere Informationen und eine Einladung zur Vorsorge von der Krankenversicherung per Post.

Risikopersonen, in deren Familie ein erstgradiger Verwandter am kolorektalen Karzinom erkrankt war, sollten optimalerweise bereits 10 Jahre vor dem Erkrankungsalter des Familienmitglieds, spätestens jedoch mit etwa 40 bis 45 Jahren, eine Darmspiegelung durchführen lassen. Diese Untersuchung wird mindestens alle 10 Jahre wiederholt.

Du selbst kannst jedoch jeden Tag Darmkrebsprävention betreiben: Bewege Dich ausreichend, verzichte auf Alkohol und Nikotin, vermeide Übergewicht und Diabetes, ernähre Dich ballaststoffreich, sowie fett- und fleischarm. Eine passende Ernährung kann die Passagezeit des Darminhaltes beschleunigen, sodass Gift- und Schadstoffe weniger Kontaktzeit mit der Schleimhaut haben und schneller ausgeschieden werden. So kannst Du einen aktiven Beitrag zu Deiner Darmgesundheit leisten. 

Sport als GesundheitsvorsorgeEin gesunder und aktiver Lebensstil kann die Risikofaktoren erheblich minimieren. / nd3000

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