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Nicht selten ist die Unterschätzung der persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten ein Relikt der Kindheit. Eine starke Persönlichkeit erhält, wer sich bewusst selbst wahrnimmt, die Meinungen Dritter hinterfragt und gegebenenfalls schnurstracks mit Fehlurteilen und falschen Glaubenssätzen aufräumt. Bei Menschen, die ihre Selbstwahrnehmung stärken, stehen von daher die Chancen ungleich höher, dass sie ihre Träume verwirklichen und Großartiges leisten.
1.Selbstbild durch Selbst- und Fremdwahrnehmung
Sich sein Selbstbild zu machen ist wichtig. Shutterstock.com / Monkey Business Images
Dank Selbstwahrnehmung zu mehr Selbstbewusstsein
Naturgemäß spielt sich die gesamte Selbstwahrnehmung im Gehirn ab. Beteiligt an der Informationsverarbeitung sind einerseits die Exterorezeptoren, die über den Geruchs-, Gehör- und Gesichtssinn Eindrücke von der Außenwelt vermitteln, andererseits die Propriorezeptoren, die durch Schmerzempfindungen oder Muskelspannungen für die innere Selbstwahrnehmung sorgen.
Mit einer bloßen Informationsaufnahme begnügt sich das Gehirn allerdings nicht. Vielmehr tragen Filter dazu bei, dass bestimmte Wahrnehmungen verfälscht oder gelöscht werden. Umso wichtiger ist es, das Gehirn für die Selbstwahrnehmung zu schulen. Nicht von ungefähr drängt sich der Vergleich mit der Achtsamkeit auf. Wer die Selbstwahrnehmung stärken will, ist unausgesetzt bei sich, spürt sich, hat eine genaue Vorstellung von seinen Gefühlen und Bedürfnissen. Man hört auf seine innere Stimme und handelt instinktiv richtig. Selbstbewusst steht man mit beiden Beinen im Leben, nachdem man sich über seine Stärken im Klaren ist und diese zu nutzen versteht. Gleichzeitig ist man sich aber seiner Schwächen durchaus bewusst und weiß absolut, wann es angezeigt ist, das Feld anderen zu überlassen.
Gefahr der Schubladisierung durch die Fremdwahrnehmung
In einer persönlichen Begegnung entscheiden wenige Sekunden über Sympathie und Antipathie. Das Problem dabei ist, dass Vorurteile zu vorschnellen Schlüssen führen und man einer Person manchmal überhaupt keine Chance lässt, sich ins rechte Licht zu rücken. Es muss gleichwohl nicht diese Stereotypisierung sein, die für eine überraschende Fremdwahrnehmung sorgt.
Die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung kann schlicht und einfach auch einer falschen Selbsteinschätzung geschuldet sein. Um sich Enttäuschungen zu ersparen, ist es sinnvoll, von vornherein keine allzu hohen Erwartungen zu hegen oder sich ein dickes Fell anzuschaffen. In beiden Fällen können einem unliebsame Reaktionen Dritter nichts anhaben, ist es kurzum belanglos, wie einen andere sehen.
2.Warum die Selbstwahrnehmung stärken?
Wird die Selbstwahrnehmung gestärkt, öffnen sich neue Türen. Shutterstock.com / loreanto
Veränderung: Zu neuen Ufern aufbrechen
Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Um die 2008 vom Institut ProKids befragten 6000 Kinder im Alter zwischen 9 und 14 Jahren braucht sich niemand Sorgen zu machen. Hier hielten sich 19 Prozent für zu dick. Und ebendiese Selbsteinschätzung deckte sich relativ mit dem tatsächlichen Befund, der 15 bis 17 Prozent der Kinder ein Übergewicht bescheinigte. Dass mit mehr Pfunden am Leib eine Hänselei einhergeht, ist Kindern durchaus bewusst. Umso trauriger ist es, wenn sich diese realistische Selbsteinschätzung mit einem Mal ins schiere Gegenteil der Überschätzung verkehrt.
Eine Selbstüberschätzung des eigenen Könnens führt manchmal zur Entscheidung für einen Beruf, dem man eventuell nicht gewachsen ist. Entgegengesetzt führt eine Unterschätzung häufig zu ungenutztem Potential und dazu, dass man seine persönlichen Ziele nicht erreicht. Fazit: Ohne gesunde Selbstwahrnehmung ist an eine Veränderung in die richtige Richtung nicht zu denken.
Manipulation: Der Fremdbestimmung wirksam begegnen
Veränderung um jeden Preis ist absolut nicht erwünscht. So sind gertenschlanke Menschen denkbar schlecht beraten, sich durch die medialen Einflüsse zu einer Gewichtsreduktion überreden zu lassen. Mit einer gesunden Selbstwahrnehmung sind Fremdbestimmungen solcher Art von vornherein ausgeschlossen. Überhaupt ist es angezeigt, Rollen abzulehnen, die nicht zum eigenen Wesen passen. Ein Nein mag zwar Überwindung kosten, zeugt aber gleichzeitig von einer Kenntnis der eigenen Grenzen.
Topjob: Durch soziale Kompetenz beruflich punkten
Ein gesundes Selbstbewusstsein durch eine positive Selbstwahrnehmung zeugt von Glück, Zufriedenheit und Gelassenheit. Das sind ideale Voraussetzungen, um beruflich richtig durchzustarten. Immerhin schreit der berufliche Alltag nach sozialer Kompetenz. Mitarbeiter, die ihre Selbstwahrnehmung stärken und über sich bestens im Bilde sind, können sich naturgemäß besser am Arbeitsmarkt verkaufen.
Durch ihre intensive Beschäftigung mit sich selbst und ihrem Umfeld sind sie geradezu für den beruflichen Aufstieg prädestiniert. So macht sich ihr Kommunikationstalent in der Lösung von Konfliktsituationen und der Bewältigung von Krisensituationen ebenso bezahlt, wie in der Vorbildwirkung und positiven Einflussnahme auf weitere Angestellte.
Kreativität: Von der Muse geküsst werden
Es versteht sich von selbst, dass die bewusste Wahrnehmung des Umfelds der Kreativität ungemein förderlich ist. Menschen, die ihre Selbstwahrnehmung stärken und mit offenen Augen durch die Welt gehen, sind naturgemäß empfänglicher für den Facettenreichtum des Lebens, sprich, für die kleinen, unbedeutenden Details, die sich anderen verschließen. Die Kombination von Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein führt endlich dazu, dass sich die kreativen Kräfte frei entfalten können und Fantasien Gestalt annehmen.
3.Wann ist eine Kursänderung angezeigt?
Lampenfieber gehört zum großen Bühnenauftritt dazu, wer sich der Masse jedoch als Redner mit hängenden Schultern, krummem Rücken und schwankenden Füßen präsentiert, zeugt von großer Nervosität. Und ebendiese wird schwerer Begeisterungsstürme im Publikum auslösen, sondern die Zuschauer vielmehr ins Grübeln bringen. Überzeugung sieht nämlich anders aus.
Oft ist es die Reaktion Dritter, die ein Indiz dafür ist, dass es an der Selbstwahrnehmung hapert. Spätestens wenn es Unverständnis und Ablehnung hagelt, kann eine Kursänderung sinnvoll sein. Die Wirkung auf andere beschränkt sich dabei beileibe nicht auf die Frisur, die Figur oder die Kleidung. Vielmehr kommt es auf den Gesamteindruck an.
Während die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild anfangs bloß auf verständnisloses Kopfschütteln stößt, manifestiert sie sich alsbald in:
- Unzufriedenheit
- Ratlosigkeit
- Antriebslosigkeit
- Hoffnungslosigkeit
- Niedergeschlagenheit
- Schlaflosigkeit
4.Was verspricht eine bessere Selbstwahrnehmung?
Eine bessere Selbstwahrnehmung bringt viele Vorteile mit sich. Shutterstock.com / G-Stock Studio
Auf die richtige Balance kommt es an
So schwer es einem auch fällt, die eigenen Schwächen einzugestehen, ohne sie ist das Bild von der eigenen Person unvollständig und wertlos. Generell muss eine Selbstwahrnehmung folgenden Kriterien genügen:
- Objektivität: Für Voreingenommenheit ist kein Platz.
- Realismus: Weder die Selbstüberschätzung noch die Untertreibung ist dienlich.
- Wertfreiheit: Die Beschreibung genügt, ein Werturteil ist verpönt.
- Sachlichkeit: Folgerungen und Vermutungen sind unerwünscht.
Die Einstellung zählt
Die meisten schätzen sich selbst falsch ein. Shutterstock.com / KieferPix
Tatsache ist, dass es dem Gros der Bevölkerung schwer fällt, sich selbst richtig einzuschätzen. Im Allgemeinen tun sich Menschen mit der Selbsteinschätzung leichter, je konkreter die Vorgabe ist. Beispiel Basketball: Dem Einzelnen fällt es schwerer, seine Leistung generell im Basketball richtig zu verorten. Dafür ist es vergleichsweise ein Leichtes, sich zur Trefferquote bei Freiwürfen prognostisch einzuschätzen. Und diese Prognose ist umso besser, je positiver die Selbstwahrnehmung ist. Wer keine hohe Meinung von sich selbst hat, wird dementsprechend von wenigen Treffern bei Freiwürfen ausgehen.
Von einer negativen Einstellung zeugt zudem der Mangel an Selbstliebe. Die Selbstwahrnehmung stärken kann jeder, der schlicht den ständigen Vergleich mit dem Nachbarn vermeidet. Das Problem dabei ist nämlich, dass stets das Gesamtbild des Nachbarn außen vor bleibt und der Fokus des Vergleichs fälschlicherweise auf einem Detail wie dem schickeren Auto oder der hübscheren Freundin liegt. Statt sich also in Selbstvorwürfen zu zerfleischen und an den vermeintlichen eigenen Unzulänglichkeiten zu zerbrechen, ist ein wenig Eigenlob angebracht. Gerade in Zeiten von Social Media ist dies besonders wichtig.
Seinem Bauchgefühl vertrauen
Menschen, die Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffen, haben die Gewissheit, die Dinge so anzupacken, wie sie für sie richtig sind. Die Intuition liegt nämlich häufig richtig, ist vielmehr das Sprachrohr der inneren Stimme. Wenn einem das Bauchgefühl eine Absage nahelegt, ist das Nein obligatorisch. Sollte ebendieses zur Routine werden, ist das ein Indiz für zunehmendes, selbstbestimmtes Entscheiden. Endlich ist es erklärtes Ziel der gesunden Selbstwahrnehmung, sich aus den Fesseln der Fremdbestimmung zu befreien.
Orientierung an der Potenzial-Pyramide
Die Selbstwahrnehmung stärken kann freilich auch jeder, der sich gerne an wissenschaftlichen Modellen orientieren möchte. Es lohnt sich hierbei einen Blick auf die Potenzial-Pyramide von Robert Dilts zu werfen. Im Prinzip klärt dieses NLP-Modell die Frage, auf welcher logischen Metaebene ein Problem verortet ist und wo am besten die Veränderung ansetzt. Die Basis der Pyramide bildet dabei die Ebene der Umgebung. Darüber ist die Ebene der Aufgaben und des Verhaltens angesiedelt.
Es folgen mit Fähigkeit und Wissen, Überzeugungen, Werten, Identität und Zielen die weiteren Ebenen, ehe mit der Vision die Spitze der Pyramide bestückt wird. Während nun das Problem stets in einer untergeordneten Ebene liegt, wird mit der nächsthöheren Ebene die Veränderung in Angriff genommen. Logisch betrachtet macht dieses Vorgehen durchaus Sinn. Immerhin ist es angezeigt, sich von seinen Überzeugungen beispielsweise leiten zu lassen, wenn man mit der Fähigkeit und seinem Wissen an seine Grenzen stößt.
Ungestörte, regelmäßige Selbstreflexion
Die Selbstwahrnehmung stärken kann an sich jeder, der Selbstreflexion als regelmäßiges Werkzeug nutzt. Um sich über die eigenen Umstände, Gefühle und Gedanken richtig klarzuwerden und ungestört bei sich Einkehr halten zu können, empfiehlt sich ein ruhiger Ort, der ausschließlich positiv besetzt ist. Leise Hintergrundmusik mit bequemer Kleidung und einem angenehmen Duft erleichtert dabei die Entspannung um ein Bedeutendes.
Tagebuch führen
Vielen mag die Führung eines Tagebuchs wie eine überholte Praxis alter Tage vorkommen, Fakt ist jedoch, dass die akribischen Aufzeichnungen maßgeblich zu einem besseren Verständnis der eigenen Person beitragen. Speziell die Verdrängung traumatischer Erfahrungen macht es einem unmöglich, sich seiner Gefühle bewusst zu sein und die Bedürfnisse angemessen auszuloten. Insofern lohnt es sich, regelmäßig das Tagesgeschehen mit all seinen emotionalen Begleiterscheinungen aufs Papier zu werfen.
Entspannungsübungen wirken Wunder
Entspannungsübungen können auch helfen. Shutterstock.com / wavebreakmedia
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Entspannungsübungen die Innenschau maßgeblich erleichtern. Das Angebot ist breit gefächert, die 4-4-8-Atemtechnik ist jedoch ein guter Anfang, um rasch zur nötigen inneren Ruhe zu finden. Dazu genügt es, in Form einer Bauchatmung tief und zügig durch die Nase einzuatmen und dabei bis 4 zu zählen. Es folgt ein Anhalten des Atems, während einmal mehr bis 4 gezählt wird, ehe gegen den leichten Widerstand der Lippen ausgeatmet wird und dieses Mal bis 8 zu zählen ist. Wahlweise können bei dieser Atemtechnik die Augen geschlossen werden. Auch Meditation kann helfen.
Bewegung macht den Kopf frei
Nicht von ungefähr gelangen Langstreckenläufer durch den Rhythmus des Laufens zu einem besseren Verständnis ihrer Emotionen. Intensiver Ausdauersport und mehr Bewegung im Alltag mündet regelmäßig in wohltuender Erschöpfung, Glück und Zufriedenheit. Insofern kann einer kaum auf einfachere Weise seine Selbstwahrnehmung stärken, als ein paar Meter zu laufen. Das Laufen ist die Gelegenheit schlechthin, einen klaren Kopf zu bekommen und sich von allem unnötigen Ballast im Gehirn zu befreien, kurzum in sich hineinzuhorchen.
5.Die 20-Sekunden-Regel: Damit Worten auch Taten folgen
Tagebücher können helfen, sein Verhalten zu ändern. Shutterstock.com / EM Karuna
Aller Anfang ist schwer. Seine Selbstwahrnehmung stärken kann nur, wer zur Änderung seines Verhaltens wirklich bereit ist. Gegen den inneren Schweinehund anzukommen, heißt primär, sich der 20-Sekunden-Regel bewusst zu sein. Bedeutet im Klartext: Bedarf es für den Griff zum Tagebuch mehr als 20 Sekunden, fällt die Aufzeichnung der Vorkommnisse und aktuellen Gefühle von vornherein flach. Insofern ist es wichtig, sich ein besagtes Tagebuch am Küchen- oder Nachttisch samt Stift griffbereit zu halten. Also worauf warten? Mit dem ersten Eintrag kann ein neues Leben beginnen.