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Burnout ist ein vielschichtiges Erkrankungsbild und eine Burnout-Behandlung entsprechend komplex. Betroffene fühlen sich unter anderem erschöpft, ausgebrannt, mutlos, depressiv, antriebslos und leiden unter Schlafstörungen. Das Syndrom hat vielfältige Auswirkungen auf den Gesundheitszustand und folglich auf die Berufstätigkeit und das Privatleben der Patienten.
Umso dringender ist es, dass Erkrankte eine angemessene und zeitnahe Behandlung erfahren. Im Folgenden stellen wir Dir vor, was man gegen Burnout unternehmen kann und wie Du Dir auch ein Stück weit selbst helfen kannst.
1.Diagnose des Burnout
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Die Problematik beim Burnout besteht darin, dass sich viele Symptome mit denen einer Depression überschneiden. Insofern sollte zuallererst eine richtige Diagnose gestellt werden, bevor eine Burnout-Behandlung eingeleitet werden kann. Der Hausarzt überweist Dich hierzu am besten an einen Psychiater, Psychologen oder Psychotherapeuten, der klären kann, ob eher die Kriterien einer Depression, eines Burnouts oder einer anderen Erkrankung erfüllt sind.
Charakteristisch ist beim Burnout, dass die Beschwerden oft in engem Zusammenhang mit der Berufstätigkeit des Betroffenen stehen: Überforderung, Arbeitsüberlastung, eigene ungünstige Leistungsmuster, mangelnde Wertschätzung und eine zu geringe Gegenleistung gehen dabei häufig eine unheilige Allianz ein.
Im Idealfall protokollierst Du Deine Beschwerden, damit sich der Therapeut ein möglichst genaues Bild machen kann. Manchmal mischen sich auch verschiedene Krankheitsbilder, zum Beispiel kann aufgrund permanenter Überlastung eine Angsterkrankung eine der Folgen sein.
2.Die Krankschreibung – Der erste Schritt zur Genesung
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Es ist essenziell, dass Burnout-Patienten zunächst Abstand gewinnen von der Situation, die sie krank gemacht hat. Oft steht deswegen am Beginn des Genesungsprozesses die Burnout-Krankschreibung, denn ansonsten haben Betroffene schlechte Chancen der Burnout-Spirale zu entkommen. Mit Krankschreibung ist dabei eine längere Krankschreibung gemeint, denn innerhalb von ein paar Tagen kann kein Burnout therapiert werden.
Möglicherweise ist es auch vorteilhaft, wenn Erkrankte sich vorübergehend völlig aus ihrem gewohnten Umfeld entfernen, beispielsweise durch einen mehrwöchigen Klinikaufenthalt in einer auf Burnout-Behandlung spezialisierten Klinik. Der Ortswechsel kann dabei helfen, auch innerlich Abstand zu gewinnen: Die neue Umgebung kann frische Impulse setzen, zudem werden neue soziale Kontakte geknüpft und es besteht die Chance, im Verlauf von mehreren Wochen im Rahmen einer intensiven Therapie den persönlichen Problemen und Verhaltensmustern auf die Spur zu kommen.
3.Drei Pfeiler der Burnout-Behandlung: Psychotherapie, Bewegung und Entspannung, Medikamente
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Eine Psychotherapie ist bei einer Burnout-Behandlung unabdingbar. Meist sind es nicht nur gesellschaftliche und arbeitsplatzbedingte Probleme, mit denen Betroffene umgehen müssen, sondern auch bestimmte Muster, die in der Persönlichkeit des Einzelnen begründet sind. Hierbei sind vor allem zu große Erwartungen an sich selbst, falsche Leistungsmuster, Konfliktunfähigkeit und zu großes Harmoniestreben zu nennen. Burnout Betroffene wollen nicht nur sehr oft immer alles selbst und alles perfekt machen (und noch perfekter als perfekt!), sondern sie haben häufig auch Schwierigkeiten, sich abzugrenzen und auch mal „Nein“ zu sagen. Das sind Themen, die in der Psychotherapie aufgegriffen werden. Hierbei ist zu überlegen, welche psychotherapeutische Schule für Dich persönlich am ehesten in Frage kommt.
Bis spät am Abend vor dem Computer sitzen, bis in die Nacht hinein Akten wälzen und/oder keine richtige Grenze zwischen Privatleben und Berufsleben: Von Burnout Betroffene haben es oft verlernt, sich gezielt aktiv zu bewegen und auf diese Weise Stress abzubauen und etwas für ihre Gesundheit zu tun. Für Sport und Bewegung ist vermeintlich keine Zeit, dabei ist es wesentlich aufwendiger, Krankheiten zu behandeln, die (auch) aufgrund von Bewegungsmangel entstanden sind. Es ist sehr wichtig, dass auch der Körper wieder aktiviert wird, denn Sport hat zum Beispiel nicht nur sehr positive Einflüsse auf unseren Gehirnstoffwechsel (zum Beispiel die Stimmung und die Konzentrationsfähigkeit), sondern hilft auch dabei, Stresshormone abzubauen, wobei die äußere Bewegung die innere Starre auf Dauer wieder lösen kann.
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Oft sind Burnout-Erkrankte nur noch auf ihre Arbeit und ihre Verpflichtungen fokussiert und merken dabei gar nicht, dass sie in Gedanken immer nur um die gleichen Themen kreisen und völlig festgefahren sind. Sport kann dieses innere Gefangensein wieder lösen. Zudem setzt Bewegung viele andere physiologische Prozesse im Körper in Gang, so dass der Mensch dadurch insgesamt sowohl psychisch als auch körperlich widerstandsfähiger wird. Wer sich natürlich lange nicht bewegt hat, sollte dabei erstmal mit kleinen Schritten anfangen. Hilfreich sein kann es, zunächst jede Tag einen halbstündigen oder einstündigen Spaziergang an der frischen Luft zu machen, mit der Zeit schneller zu gehen und sich dann langsam zu Nordic Walking oder anderen Sportarten zu steigern. Auch das ist ein wichtiges Element der Burnout-Behandlung.
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Gemeinsam mit dem Psychiater oder Psychotherapeuten ist auch zu überlegen, ob eventuell eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva indiziert ist. Dies kann eine vorübergehende Lösung sein, bis andere Maßnahmen besser greifen, und ist insbesondere dann eine Überlegung wert, wenn noch andere Symptome wie Angstzustände, Schlafstörungen oder Panikattacken auftreten. Eventuell ist es aber einen Versuch wert, zunächst pflanzliche Mittel (zum Beispiel zur Schlafförderung) auszuprobieren. Antidepressiva wirken zwar in zwei Dritteln aller Fälle, haben als chemische Eingriffe in den Organismus aber auch Nebenwirkungen. Insofern sind sie nur Mittel der zweiten Wahl bei der Burnout-Behandlung.
4.Tipps zur Selbsthilfe
Anbei findest Du noch ein paar Tipps, wie Du Dir ein Stück weit selbst helfen kannst:
- Ernähre dich gesund und achte auf eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen, Spurenelementen und Omega-3-Fettsäuren. Omega-3-Fettsäuren schützen Gehirn, Herz und Nerven.
- Treibe einen Sport deiner Wahl.
- Pflege Kontakte zu Freunden und Familie.
- Versuche möglichst auf Nikotin, Alkohol, Koffein und Medikamente zur Beruhigung zu verzichten bzw. reduziere deinen Konsum.
- Gehe regelmäßig in die Natur, zum Beispiel in den Wald, ans Meer, in die Berge etc.
- Baue gezielte Entspannungsübungen und Pausen ein. Hierbei können Atemtechniken helfen, Muskelrelaxation nach Jacobsen und Ähnliches.
- Achte auf regelmäßigen und ausreichenden Schlaf und regelmäßige Erholungszeiten.
- Unternimm etwas in der Freizeit mit Freunden oder Gleichgesinnten.
- Pflege wieder Hobbys, die Du vernachlässigt hast, oder lege Dir neue zu.
- Versuche, mindestens einer Person Deines Vertrauens Deine Sorgen und Ängste mitzuteilen. Das kann ein Freund, ein Seelsorger oder jemand anderes sein.
- Hinterfrage, ob Du nicht zu viel von Dir selbst verlangst, und ob Du Dich nicht permanent selbst überforderst. Die inneren Leistungsmuster haben einen großen Einfluss auf uns.
- Lese gute Bücher, die sich mit Deiner Problematik befassen (zum Beispiel von Anthony Richards, “Burnout. Warum wir unsere Kraft verlieren”).
- Vielleicht ist mittelfristig auch ein Wechsel der Arbeitsstelle zu überlegen oder eine berufliche Neuorientierung.
- Achte auf Burnout-Prävention